Ursachen & Folgen

Ursachen

 

Warum leide gerade ich an Bulimie,Binge Eating oder Magersucht ?
Dies Frage beschäftigt jeden der an einer Essstörung leidet. Essstörungen werden als „multifaktoriell“ bedingt beschrieben, das heisst, dass es nicht den Einen Auslöser für die Bulimie oder Magersucht gibt, sondern das Zusammenwirken mehrerer Faktoren begünstigt deren Entstehung.


Persönliche Faktoren:

  • Ein geringer Selbstwert und Minderwertigkeitsgefühle
  • Konfliktvermeidung und das ständige Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse
  • Hohe Abhängigkeit von der Anerkennung der Freunde und Familie
  • Hohe Diskrepanz zwischen dem was die Person ist und wie sie gerne sein möchte
  • Gedanken welche die Person ständig erniedrigen
  • Gedanken welche ständig um Probleme kreisen
  • Wenig andere Bewältigungsstrategien für Konflikte als die Essstörung
  • Schlechte sexuelle Erfahrungen und/oder traumatische Erlebnisse
  • Oft das Gefühl von Fremdbestimmung
  • Häufiges Diätverhalten
  • Essen als Belohnung wurde als Lernerfahrung gespeichert

Gesellschaftliche Faktoren:

  • Medien: (Schlankheits-) Ideale in Zeitschriften und Fernsehen
  • Glücksvorstellung: In Abhängigkeit von Schönheit, Leistung und Konsum
  • Geschlechterrolle: Fürsorglich und Durchsetzungsstark

Jeder Mensch wird durch seinen individuellen Lebens- und auch Leidensweg geprägt. Oft wird keine Möglichkeit gesehen, bestimmte äußerliche oder seelische Probleme naheliegend aus dem Weg zu räumen. Diese werden verdrängt und sammeln sich im Laufe des Lebens an. Irgendwann sind es zu viele unbewältigte Konflikte, sei es die fehlende Liebe des Vaters oder der Mutter, das Gefühl immer alles mit sich alleine ausmachen zu müssen oder die vielen Aussagen, die einem das Gefühl vermitteln nichts hinzubekommen. Man spürt, dass irgendetwas mit einem nicht stimmt, ohne es definieren zu können.


Bulimie

Es wird häufig mit Essen angefangen um unangenehme Gefühle, welche sich wie eine Panik äußern können, zu unterdrücken. Auch kann Essen als Entspannung und Befriedigung dienen. Essen (die Bulimie) wird somit zur „Krücke“ die als Bewältigungsstrategie innerer Konflikte dient. Aufgrund des Schönheitsideales und der drohenden Gewichtszunahme wird die verschlungene Menge jedoch wieder erbrochen. Im Gegensatz zum verbreiteten „Irrglaube“, ist die Ursache der Bulimie somit nicht einfach nur ein Erbrechen um dem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen (obwohl dieses der Ausgangsgedanke sein kann). Einer der Ursachen ist das eigene negative Selbstbild, welches unter anderem in der Kindheit angelegt wird. Dieses wird durch den „inneren Kritiker“ (die eigenen negativen Gedanken) aufrecht erhalten. Somit ist der Betroffene selbst häufig sein größter Feind.


Bei Magersucht

wird das Essen häufig eingesetzt um selbst noch Kontrolle über etwas zu empfinden. Personen die an Magersucht leiden fühlen sich oft fremdbestimmt und erleben die „selbstbestimmte“ Verweigerung der Nahrung als ein Akt der Autonomie. Sie wollen anderes sein als „normal“ und definieren das Schlanksein als eine sehr hohe eigene Leistung. Die Magersucht kann die Betroffenen davon abhalten wieder zurück in ein „normales“ Leben zu kehren. Hierin besteht oft die „Krücke“ der Magersucht. Die betroffene Person möchte häufig nicht zurück in das alte Leben. Die Magersucht kann somit als Ablenkung von Alltagsproblemen und Hilfosigkeit dienen, da der Fokus nun auf dem Essen liegt.

 


Gesundheitliche Folgen und Risiken bei Essstörungen

 

Durch den Vorgang des Erbrechens von Nahrung, dem Gebrauch von Abführmitteln, oder der zu geringen Menge von Nahrung, können schwerwiegende körperliche Schäden verursachet werden. Häufig aufgrund der mangelnden regelmäßigen und ausgeglichen Zufuhr von Nähr- und Vitalstoffen, was zu einer Mangel- und Fehlernährung führt.


Sichtbare Veränderungen können sein

  • Trockene Haut („Haut als Spiegel der Seele“)
  • Haarausfall
  • Brüchige Nägel oder Verformung der Nägel (Uhrglasnägel)
  • Bei Bulimie – Zahnschäden (durch Übersäuerung im Mundraum)
  • Bei Bulimie – Anschwellen der Ohrspeicheldrüsen (führt zu sichtbaren „Hamsterbacken“)
  • Druckschwielen an Fingern oder Handrücken vom Erbrechen
  • Schnittverletzungen durch autoaggressives Verhalten (aggressives Verhalten wird gegen die eigene Person gerichtet und führt zu Selbstverletzungen)
  • Häufig müdes Erscheinungsbild
  • Magersucht – extreme Erscheinung / knöchriges Aussehen
  • (…)

Organische Risiken und Folgen können sein

  • Bulimie- Entzündungen der Speiseröhre und Speicheldrüse
  • Massive Störungen des Elektrolyt-Haushaltes (Kalium-, Eisen-, Calciummangel), die bis zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen können
  • Magengeschwüre durch die starkes Beanspruchung des Magens
  • Gravierende Folgen im Langzeitverlauf sind Nierenschäden und Osteoporose
  • Durchfall und Verstopfung (oft im Wechsel)
  • Kreislaufprobleme, tiefer Blutdruck (häufiges frieren)
  • Beeinträchtigung des Stoffwechsels und Hormonhaushalts bis zum Ausbleiben der Monatsblutung
  • Schädigung des Körpers durch Missbrauch von Alkohol, Nikotin, Drogen oder Medikamenten
  • (…)

Psychische Risiken und Folgen können sein 

Ess-Störungen führen häufig zu sozialem Rückzug und emotionaler Einsamkeit. Dabei sind Betroffene durchaus sozial integriert und häufig sehr gefragte Beraterinnen, was die Probleme anderer betrifft. Ich bezeichne dieses Verhalten als Maskenball. Die Personen sind äußerlich freundlich, wirken aktiv und zufrieden, innerlich jedoch fühlen sie sich müde, einsam, nicht wahrgenommen und es fehlt der aufrichtige zwischenmenschliche Austausch. Dieser wird durch Gefühle von Scham, Minderwertigkeit und dem Gedanken: „andere mit den eigenen Problemen zu belasten“, erschwert.

Das Gefühl nicht wahrgenommen zu werden, wird oft von dem Gefühl nicht verstanden zu werden begleitet. Aussenstehenden fällt es schwer die Welt durch die „Brille“ einer essgestörten Person zu betrachten. Kommentare wie: „du siehst doch gut aus“ oder „bei dir ist doch eingentlich alles in Ordnung“ verstärken das Gefühl nicht verstanden zu werden, da das subjektive Empfinden nicht respektiert wird. Dieser soziale und emotionale Rückzug wird häufig von depressiven Verstimmungen begleitet.

Minderwertigkeitsgefühle und die Unzufriedenheit mit der eigenen Person lassen die Ess-Störung oft zur schweren Belastung von Partnerschaften und sozialen Beziehungen werden. Frauen oder Männer leiden sehr darunter, sich nicht attraktiv zu finden. Das Gefühl nicht begehrenswert zu sein, kann letztlich im sexuellen Rückzug enden.


Soziale Folgen und Risiken können sein

Aufgrund depressiver Verstimmungen, sowie dem ständigen beschäftigt sein mit Essen, kann das Leben oftmals nicht aktiv bewältigt werden. Die Leistung im Studium, der Lehre, im Beruf oder bei der Arbeitssuche fallen zurück. Dieser Leistungsrückgang führt jedoch noch tiefer in die Selbstzweifel.
Überwiegend bei der Magersucht kann es im Gegensatz dazu auch zur Überanpassung oder einem extremen Karrieredrang kommen.

Essgestörte Menschen sind einem enormen Druck ausgesetzt, obwohl sie ernsthafte Schwierigkeiten haben, müssen sie gesellschaftlich funktionieren. Treten erste Probleme im Umfeld auf, stößt dieses häufig auf Unverständnis, da die Essstörung nicht erkannt oder nicht verstanden wird.